Sich selbst verzeihen

lächelnde Frau im Gras- sich selbst verzeihen
Sich selbst verzeihen

Einen Aspekt beim schlechtes Gewissen, habe ich in meinem Artikel von letzter Woche noch nicht thematisiert: das sich selbst Verzeihen.

Mit der Erbsünde geboren

Oft kasteien wir uns selbst jahre- wenn nicht jahrzehntelang mit Schuld- oder Schamgefühlen. Im Grunde wird uns diese Geisteshaltung in unserem Kulturkreis bereits in die Wiege gelegt. Als Christen werden wir quasi mit der Erbsünde geboren, als Deutsche tragen wir schwer an unserer historischen Vergangenheit. In der Schule fokussieren wir in der Regel auf das, was wir schlecht gemacht haben, indem jeder Fehler rot angestrichen wird.

Die negative Voreinstellung

Und zu allem Überfluss erleben wir auch noch die negativen Ereignisse intensiver, wie ich es unter anderem auch schon in meinem Artikel zum „K+-Magneten“ beschrieben habe. Wenn wir etwas gut gemacht haben, neigen wir deshalb dazu, es als selbstverständlich hin zu nehmen, während die Fehler schwer auf uns lasten. Immer wieder wandern unsere Gedanken in die Vergangenheit und bescheren uns Schuldgefühle.

Wem sich selbst verzeihen schwer fällt

Das heißt wir haben gleich zwei Voreinstellungen, die uns dazu einladen, uns schlecht zu fühlen: die kulturell verankerte „Erblast“ und die negative Voreinstellung im Gehirn. Wobei beide Voreinstellungen individuell unterschiedlich ausgeprägt sind. Noch individueller ist, was wir im Nachhinein als dumm oder falsch oder unmöglich bewerten. Ein Fehler ist ja erst dann einer, wenn wir ihn als solchen ansehen. Was allerdings insbesondere jenen leicht fällt, denen das sich selbst Verzeihen schwer fällt.

Fehler vermeiden als Strategie

Eine Lösungsstrategie, um das schlechte Gewissen im Nachhinein zu vermeiden, ist manchmal die, in die Fehlervermeidung zu gehen. Lieber gar nichts oder wenig sagen, es könnte ja falsch ankommen. Möglichst perfekt sein wollen. Und möglichst wenig Risiken eingehen. Ich halte nichts davon, Fehler vermeiden zu wollen. Deswegen habe ich ja schon einmal provokativ geschrieben: Fehler vermeiden ist dumm.

Das Denken nach vorn ausrichten

Eine andere Strategie besteht darin, zu lernen und zu üben, die Vergangenheit loszulassen. Was vorbei ist, ist vorbei. Darüber nachzudenken, was ich hätte anders machen können, bringt mich nur dann weiter, wenn ich daraus Handlungsstrategien oder Handlungsoptionen für die Zukunft ableite. Gedanken wie etwa: „Hätte ich doch nur …“ wirken erdrückend. Nach vorn gerichtete Überlegungen hingegen, wie etwa „Beim nächsten Mal werde ich stattdessen, …“ machen auch aus dem größten „Mist“ noch wertvolle Erfahrungen.

Wenn der kognitive Zugang nicht hilft

Oft hilft jedoch dieser rein kognitive Zugang allein nicht. Weil alte Muster dahinterstecken oder tiefsitzende Ängste. Sich selbst verzeihen hat viel damit zu tun, sich selbst anzunehmen. Und zwar tief innen. Ich höre immer wieder Sätze wie: „Ich weiß, dass auch andere Fehler machen.“ „Ich weiß, dass ich es im Grunde nicht schlecht gemacht habe.“ Aber wissen ist eben nicht glauben. Und in diesen Fällen wiegt der Glaube schwerer. Tief sitzende Überzeugungen über uns selbst bescheren uns ungute Gefühle– wider scheinbar besseren Wissens. Und diese alten Glaubenssätze gilt es aufzuspüren.

Unglückliche Verallgemeinerungen und tief sitzende Denkmuster

Denn allzu oft führen alte negative Überzeugungen über uns selbst dazu, dass wir uns immer wieder selbst fertig machen und aus kleinen Fehlern – wenn es denn welche waren – gleich verallgemeinern, dass wir schlechte Menschen sind, nicht gut genug, zu dumm, unwürdig geliebt zu werden usw.

Solche tief sitzenden Denkmuster allein aufzuspüren und aufzulösen ist oft sehr schwer möglich. Selbst wenn ich als Coach gut ausgebildet bin, brauche ich für manche Veränderungen Unterstützung von außen. Eine Freundin und Kollegin von mir sagt immer: Man kann sich nicht selbst kitzeln. Und für manche Themen gilt eben auch: dabei kann man sich nicht selbst coachen. Gerade wenn es um Selbstannahme und Selbstwert geht, hilft der Blick von außen und die professionelle Begleitung. Und hinter einem scheinbar harmlosen sich selbst nicht verzeihen, stecken oft alte tiefe Wunden.

 Die Autorin: Ingrid Huttary, Coach für Selbstwirksamkeit und Lebensfreude
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